Nachtangeln – darauf solltest Du achten

Nachtangeln – darauf solltest Du achten

Mag es für Außenstehende auch monoton wirken – Angeln ist bereits an sich ein aufregendes Hobby. Beim Nachtangeln allerdings steigerst Du nicht nur den Nervenkitzel, sondern auch Deine Chancen auf den Fang bestimmter nachtaktiver Fischarten. Doch einfach die normale Ausrüstung zusammenzusuchen, auf den Sonnenuntergang zu warten und loszulegen, ist keine gute Idee. Möchtest Du Bußgelder und unliebsame Zwischenfälle vermeiden, solltest Du Dich zuvor über mögliche Nachtangelverbote informieren und einige weitere Tipps beherzigen.

Ist Nachtangeln überall erlaubt?

Eine generelle Erlaubnis zum Nachtangeln in Deutschland besteht nicht. Fischereigesetze werden vom jeweiligen Bundesland erlassen, und bei Privatgewässern obliegt die Entscheidung darüber hinaus den betroffenen Pächtern und Eigentümern. Allerdings ist es nicht so dramatisch, wie es klingen mag: Aktuell gibt es nur ein Bundesland mit einem generellen Nachtangelverbot. Natürlich können die Gesetzgeber und auch die Gewässerbewirtschafter das Nachtangeln auch nur an einzelnen Gewässern einschränken.

Nachtangelverbot in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg ist mit maximal 5000 Euro zu rechnen – und mit etwas Glück fallen auch diese bald. Denn im Juli 2021 kippte das Verwaltungsgericht Stuttgart in einem wegweisenden Urteil das jahrelang geltende Nachtangelverbot im gesamten Bundesland. Zwar hat die Landesregierung bereits offiziell erklärt, keinen Gebrauch von ihrem Widerspruchsrecht zu machen und die Entscheidung bald umzusetzen. Doch formell ist § 3 Abs. 1 der Baden-Württembergischen Landesfischereiverordnung noch in Kraft. Mehr dazu erfährst Du in diesem Beitrag. Möchtest Du also demnächst in diesem Bundesland angeln, solltest davon auch hier zwischen einer Stunde nach Sonnenuntergang und einer Stunde vor Sonnenaufgang absehen. Während der Sommerzeit darfst Du in manchen Gewässern allerdings Aale und Welse bis 24 bzw. ein Uhr beangeln.

Einschränkungen in Brandenburg

In Brandenburg beispielsweise kann ein Verstoß gegen das Nachtangelverbot an Koppelfischereigewässern teuer werden. Geregelt ist dies in § 7 Abs. 4 des Brandenburger Fischereigesetzes. Danach musst Du grundsätzlich spätestens eine Stunde nach Sonnenuntergang Dein Angelzeug ein- und darfst es erst wieder eine Stunde vor Sonnenaufgang erneut auspacken. Das Verbot gilt aber nicht für sämtliche Gewässer, sondern nur, sofern an der­sel­ben Gewässerstrecke mehrere Fischereirechte von Berufsfischern zugleich bestehen. Ohne bestehen dieser sogenannten Koppelfischerei darfst Du nach Landesrecht auch in dem nordöstlichen Bundesland nachts der Fischwaid nachgehen. Erkundige Dich also genau! Zuwiderhandlungen werden mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet.


Wo liegen die Unterschiede?

In allen anderen 15 Bundesländern herrscht kein generelles Nachtangelverbot. Doch auch ohne Gesetz oder Verordnung kann Dir das Angeln untersagt werden, denn Bewirtschafter und Eigentümer dürfen eigenständig Regeln für ihre Gewässer aufstellen. So darfst Du an einigen Seen im Sommer und Herbst nachts angeln, nicht jedoch im Frühjahr und Winter. An anderen Seen ist Dir der Fischfang gestattet, allerdings kein Zeltaufbau und ein Lagerfeuer am Strand oder Ufer ist auch nicht überall erlaubt. Zumeist werden zwei Begründungen für Nachtangelverbote genannt:

Naturschutz: Im, aber vor allem rund um das Gewässer lebende Tiere sollen nachts in ihrer Ruhe nicht gestört und Pflanzen am Uferrand nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Aufsicht: Wer nachts fischt, ist nicht auf Anhieb zu erkennen. Bei Dunkelheit lassen sich die sonstigen gesetzlichen Bestimmungen zum Angeln daher nur schwer kontrollieren und möglichen Zuwiderhandlungen wie Schwarzfischerei oder das Angeln unerlaubter Fischbestände würden Tür und Tor geöffnet.

Wo kannst Du Dich informieren?

Um herauszufinden, wo Du wann und wie auch nachts deinem Zielfisch nachstellen darfst, kannst Du Dich an folgenden Stellen informieren:

  • auf der Webseite des Fischereiverbandes des betroffenen Bundeslandes
  • beim Eigentümer oder Pächter direkt nach der aktuellen Rechtslage erkundigen.
  • bei der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde telefonisch oder schriftlich
  • bei der Ausgabestelle, die Dir Deinen Erlaubnisschein für das betreffende Gewässer ausstellt
  • Verbote stehen in der Regel auf der Angelkarte

Ausrüstung und Zielfische

Das Gefühl beim Nachtangeln unterscheidet sich stark von der Atmosphäre, die Du tagsüber beim Angeln erlebst. Nach Einbruch der Dunkelheit sind kaum mehr Wassersportler oder Spaziergänger an Gewässern zu erleben, die Seen liegen nach der aktiven Dämmerungsphase wieder still … Allerdings nur an der Oberfläche. Darunter werden einige Fischarten oft erst jetzt aktiv und entsprechend steigt Deine Chance auf diese Zielfische:

  • Aal
  • Zander
  • Wels
  • Quappe
  • Karpfen

Allerdings musst Du dafür zwei Dinge mitbringen: eine entsprechende Ausrüstung und erhöhte Konzentration.

„… an Deiner Stelle würde ich nur nachts angeln, da sehen Dich die Fische nicht …“

Dieses Zitat wird Kommissar Schimanski aus dem Tatort zugeschrieben. Auf Licht solltest Du allerdings dennoch nicht verzichten. Zwar solltest Du an Deiner Angelstelle keine grellen Lichtquellen aufstellen, doch dank Kopflampen erkennst Du potenzielle Stolperfallen. Mit Rotlicht bist Du noch unauffälliger. Damit kannst Du auch die nachtaktiven Tauwürmer sammeln. Auch ein weißes Handtuch oder Bettlaken helfen Dir ungemein dabei, Deine Ruten, Rollen und Zubehörteile zu erkennen und nichts zu verlieren. Nimm nachts aber nur das Nötigste mit und halte Ordnung am Angelplatz, dann kannst Du notfalls Dein Equipment auch ertasten.

Damit Dir wirklich etwas ins Netz geht, setze auf Köder mit Duftstoffen. Während der Nacht verlassen sich Fische auf ihre Seitenlinienorgane und Nasen und folgen in erster Linie Bewegungen und Gerüchen. Aber natürlich funktioniert auch das Spinnfischen nachts. Mit Knicklichtern kannst Du Bisse erkennen, nutzt Du einen elektronischen Bissanzeiger, ertönt beim Abziehen des Fisches ein akustisches Signal. Verschließe allerdings die Box mit Deinem gefangenen Fang stets sorgfältig, möchtest Du den Besuch von Ratten, Füchsen oder Waschbären vermeiden.

Mag es Dir auch viel erscheinen – im Prinzip kostet es Dich nur ein wenig Vorbereitung, um Deinem Hobby auch nachts nachzugehen.

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